ÜBER DEN KÜNSTLER

Matthias Block, Jahrgang 1963, studierter Ingenieur (Dipl. Ing. Maschinenbau TH Darmstadt), selbständiger Businesscoach für Unternehmer, lebt in Rumpenheim am Main. Seine künstlerischen Konzepte begegnen uns temporär schon seit gut 20 Jahren im Öffentlichen Raum, anlässlich der Offenbacher Kunstansichten, der Rumpenheimer Kunsttage, der Luminale, des Tags des offenen Denkmals oder in der Ev. Schlosskirche Rumpenheim.

WARUM TEMPORÄR?

Richtig sieht man seine Umgebung erst, wenn sie ihre Vertrautheit verliert. Wenn man gezwungen ist, sie neu wahrzunehmen. Die temporären Großinstallationen von Matthias Block erreichen genau das. Während weniger Tage fordern sie den Betrachter auf, neu und genauer hinzusehen. Seine Arbeiten bewegen sich stets an der Schnittstelle von Vertrautem und Fremdem, weichen die Kategorien unserer Wahrnehmung auf und integrieren ein irritierendes Moment in unsere Alltagserfahrung. Dieses Moment ist auf kurze Dauer beschränkt, um auch die Abwesenheit wahrnehmbar zu machen.

Text: Thomas Möller

DER KOPF IST RUND, DAMIT SICH DIE RICHTUNG BEIM DENKEN ÄNDERN KANN.

Matthias Block greift Leerstellen, scheinbar Unscheinbares auf, um unseren Blick zu schärfen. Das Gewohnte blitzt für eine Zeitlang ungewohnt auf.

Als Ingenieur in der Optimierung technischer Funktionen geschult, nimmt er die Dinge des Alltags auseinander, baut sie um, verändert Semantik und Gebrauch. Dabei gelingt es ihm meisterhaft, den eigentlichen Umstand, wie ein Ding von uns genutzt wird, in eine Skulptur zu verwandeln, die das Ausgangsmaterial im ersten Moment nicht erkennen lässt. Beides zusammen visualisiert unsere Emotionen während der Nutzung des ursprünglichen Gegenstands und vermag sie im Nachhinein sogar kongenial auszulösen.

Eine Bierbank ist eine Bierbank – ein Lattenrost ist ein Lattenrost … weit gefehlt. Das Festliche, das um die Bierbank im Festzelt oder heimischen Garten aufgebaut feucht fröhlich musiziert beklatscht feierlich begangen wird, gipfelt in der vermeintlich falsch aufgebauten Skulptur zur Himmelsleiter oder Startrampe, jedenfalls zu einem feierlich-erhabenen Ausdruck. Der Lattenrost, in Einzelteile zerlegt, auf feinen Stäben balancierend montiert, wird durch den Zusatz „Doppelbett“ zur wackeligen Inszenierung, sensibel reagierend auf kleinste Windbewegungen, manchmal zusammen im Einklang, dann wieder ganz konträr.

Die feine Kreidezeichnung des gigantischen Schattenfalls eines A380 auf den Schlossinnenhof, lässt geräuschlos das Dröhnen der Triebwerke, den Lärm beim Landeanflug erklingen. Das Gewaltige und Lärmende in kleine Puzzleteile in Park, Wiese, Innenhof zerlegt, multipliziert das sichtbar gemachte Getöse in Abwesenheit.

Matthias Block lässt uns im wahrsten Sinne zeitreisen. Einerseits in ausgelöste Momente aus der Vergangenheit oder in die Historie Rumpenheims mit ihren historischen Gebäuden, zu den Ruinen alter Zeiten im barocken Schlosspark, oder bis auf die Spitze getrieben, wenn er den Turm auf die Wiese bannt. Umkehrungen, Paradoxien, über die die Betrachtenden gedanklich stolpern sollen, bis die Erkenntnis mehr oder weniger schnell ein Licht aufgehen lässt.

Mit dieser Doppelbödigkeit jongliert Matthias Block in seinen klar konzeptionierten Installationen. Die Kunst, etwas als neu und eigen zu präsentieren, sodass wir das Zitat im ersten Moment nicht erkennen. Dadurch eröffnet sich eine zweite Ebene in unserer Wahrnehmung, die die Sinne schärft. Seine temporären Inszenierungen hinterlassen eine neue Aufmerksamkeit für das, was uns umgibt. Nichts ist wie es im Vorübergehen erscheint!

Dem Künstler Matthias Block gelingt es durch seine analytische Denkweise, mit konzeptionellen Fähigkeiten, das Wesen der Dinge im neuen Kontext zum Leben zu erwecken – und dem Unsichtbaren ein erkennbares Gesicht zu geben, wenn auch erst auf den zweiten Blick.

TEMPORÄRE INSTALLATIONEN & INTERVENTIONEN

2023
ARTEMIS „Tag des offenen Denkmals“, Schlosspark Rumpenheim
AUFEINANDER ZUGEHEN „Offenbacher Kunstansichten“, Offenbach am Main
ENDE–EDEN „Menschwerk“, Aschaffenburg

2021
SCHWEIZERHAUS „Tag des offenen Denkmals“, Schlosspark Rumpenheim

2020/21
NEUAUFBRUCH „Offenbacher Skulpturenpark“, Ein Projekt der afip! Offenbach am Main

2020
ZEITREISE „Luminale“, Offenbach am Main

2019
MEIN MAIN „Offenbacher Kunstansichten“, Offenbach am Main

2016
MAINMOND „Luminale“, Frankfurt am Main

Seit 2006
Teilnahme an „Rumpenheimer Kunsttage“, Offenbach am Main, beispielhafte Projekte:
FALSCH AUFGEBAUT, DOPPELBETT, LATTENBALL, DER A380 IN RUMPENHEIM, 19 UND 1, ARTEMIS