ZOLLSTOCK

Temporäre Installation

„Alles, was messbar ist, messen; alles, was nicht messbar ist, messbar machen!“ meinte angeblich schon Galileo Galilei. Im ersten Gedanken glaubwürdig, passt es zu gut in unsere Erfolgsgesellschaft, wo alles bewertet und bemessen werden muss.
Doch wie sieht es aus, wenn „das Maß der Dinge“ nicht sichtbar ist, wenn die Maßeinheiten einfach fehlen: Wir sehen ein Anfang und ein Ende der Hölzer, mehr nicht. Das verwitterte Material – gebrauchtes Bauholz – des Quasi-Zollstocks lässt es schon erspüren:
Alles ist vergänglich – dafür gibt es keine Maßeinheit.

Die Form des geklappten Holzes spielt mit den Formen der Buchstaben aus dem griechischen Alphabet: Alpha und Omega, Anfang und Ende. Die sichtbare Holzlänge steht sinnbildlich für unseren Lebensweg – wo kommen wir her – wo gehen wir hin – nicht exakt zu beantworten, auch nicht die Frage nach dem Wann. Was uns auf den ersten Blick als vertrautes Handwerkszeug erscheint, irritiert ohne Maßeinheiten. Es fordert uns auf, genau hinzusehen. Und im besten Falle, bestehende Normen genauer zu betrachten und Alltägliches nicht sofort „verstehen“ zu wollen. Auf den zweiten Blick könnte nämlich alles ganz anders sein.