TANNENALLEE

Temporäre Intervention

Ein vorhandener Trampelpfad wird durch stilisierte Tannen zu einer temporären Allee.
Ausgangsmaterial: Nadelholzbretter aus der Baustelle der Maindammsanierung

„Richtig sieht man seine Umgebung erst, wenn sie ihre Vertrautheit verliert. Wenn man gezwungen ist, sie neu wahrzunehmen.“ Das sagt Matthias Block über seine gesamte Arbeit – und er hat es wieder getan: Der Ort seiner temporären Intervention ist diesmal ein ausgetretener Trampelpfad, den man alltäglich und ohne besondere Aufmerksamkeit geht. Der Pfad befindet sich „dazwischen“, ist weder öffentlicher noch offizieller Weg, sondern eine Abkürzung, von Spaziergängern über viele Jahre zu einer direkten Verbindung zum Schlosspark geebnet, an 200-jährigen Naturdenkmälern entlang, rechts am Ginkgobaum, links an der wegen Umsturzgefahr eingezäunten Pyramideneiche.

Auf dem Trampelpfad stellt der Künstler Nadelholzbretter in Dreierformation so auf, dass diese eine stilisierte Tannenform assoziiert. Links und rechts des Weges jeweils acht, sodass sich der räumliche Eindruck einer Allee mit 16 Bäumen eröffnet, durch die man schreiten kann. Plötzlich wird dieser Raum „dazwischen“, diese Leerstelle besetzt. Man hebt den Kopf und erlebt diesen Platz wie neu und völlig verändert.

Das Material für seine „Tannenallee“ entnahm Matthias Block einem anderen Kontext und brachte auch die Hölzer in einen neuen Blickwinkel unserer Wahrnehmung. Jede einzelne „Tanne“ besteht aus drei Nadelholzbrettern, die während der Bauarbeiten am Maindeich als Absperrung verwendet wurden, und das fast zwei Jahre lang.

Die „Tannenallee“ besteht also aus Material, das zum Ausbau des Hochwasserschutzes benutzt wurde. Der Weg, auf dem sie steht, führt in den Schlosspark. Über 300 Bäume sind im Rumpenheimer Schlosspark vertrocknet oder krank und mussten gefällt werden. Für die vielen nötigen Nachpflanzungen im Rumpenheimer Schlosspark wird aktuell ein Konzept, auch für die Bewässerung umgesetzt.

Die Temporäre Intervention wirkt dadurch noch mehrdeutiger nach, steht in seiner reduzierten Formsprache, aber subtilen Verknüpfungen unterschiedlichster Themen am sehr präzise gewählten Ort – und wird zum hintersinnigen Mahnmal zum Thema Klimawandel, wo der Baum für den Baum spricht.

Mit freundlicher Unterstützung der Böwingloh & Helfbernd GmbH